Archiv der Kategorie: Deutscher Film

Kokowääh

Der gute Til Schweiger macht ja die zweit-erfolgreichsten Filme in Deutschland (nach Bully Herbig, den er in diesem Film auch erwähnt). Seit einigen Filmen nimmt der von der deutschen Kulturpresse so gescholtene Schweiger das Heft komplett in die Hand und führt auch Regie (mit einem recht mächtigen Co-Regisseur). Die Filme wirken immer nach Schema-F, das grundsätzlich nicht so komplett verkehrt ist.

Ok, hier werden männliche Rollenbilder als Ausgangsbasis genommen, die außerhalb der Starlet-Welt Til Schweigers gar nicht existieren und allein das macht die jeweilige Wandlung des männlichen Hauptcharakters – auch in Kokowääh – vom chauvinistischen Saulus in den Familien-Paulus etwas irrelevant. Aber sei’s drum – Kokowääh ist viel jugendfreier als Keinohrhasen und Zweiohrküken, bei denen es trotz Altersfreigabe der FSK ab 6 Jahren, die meiste Zeit ums Ficken ging. Tils Tochter Emma Schweiger, die diesmal eine Hauptrolle hat, ist zwar immernoch keine tolle Kinder-Schauspielerin, aber sie ist niedlich und wird von mal zu mal besser.

Insgesamt kann man sich den Film mit einer recht unglaubwürdigen Story um ein Kuckuckskind und einen widerspenstig-befangenen unbekannterweise leiblichen Vater durchaus gut anschauen. Bis auf die letzten 3-5 Minuten in denen es mir dann doch zuviel Gutmenschentum regnete.

Meine Wertung: ★★★★★★☆☆☆☆ 

Sommer in Orange

Marcus H. Rosenmüller hat mit Wer früher stirbt ist länger tot einen der tollsten Heimatfilme ever gemacht hat verschlägt es mit seinem neuen Film schon wieder ins Bayern der 80er Jahre. Allerdings bringt er eine ganze Horde 68er mit, die aus Berlin kommen und ein kleines Anwesen geerbt haben.

Die Kommune ist hoch-religiös und – ich würde mal aus heutiger Sicht sagen – in einer sekten-artigen Vereinigung mit einem indischen Guru. Aber das tolle an diesem Film ist die Erzählperspektive, denn Rosenmüller erzählt so wunderschön aus der Perspektive der Kinder, die sich gerne auch an die bayrische Dorfgemeinschaft anpassen würden, und denen spirituelle Erleuchtung eben nicht genug ist.

Noch dazu ist da der Familienkonflikt. Die Mutter von Lili und Fabian ist so sehr mit sich und ihrer Erleuchtung beschäftigt, dass sie die Wunden ihrer Tochter gar nicht mitbekommt. Dabei verurteilt der Film nicht und will auch niemandem etwas böses. Das macht ihn zu einem guten Film.

Meine Wertung: ★★★★★★★★☆☆ 

Die Mondverschwörung

Was für ein verrückter Film. Den will ich sehen. Verrückte Menschen, die sich irgendwelche Theorien darüber ersinnen, was die Welt im innersten zusammen hält. Witzig.

Gut, ich wollte mich grundsätzlich nicht mehr über Menschen lustig machen, die so blöd sind und keine Erfahrung mit den Medien haben. Aber: wenn diese Menschen damit Geld verdienen, dann mache ich da auch mal eine moralische Ausnahme.

Tom meets Zizou – Kein Sommermärchen

Wow, das scheint ein Wahnsinnsfilm zu sein. Thomas Broich jahrelang Bundesligaprofi und deutsche Nationalspieler-Hoffnung, heute Aussteiger und in Australien beschäftigt. Er gab im März ein legendäres Interview im Aktuellen Sportstudio und da ging es auch um den Film.

Er wurde schon als junger Spieler ständig von einem Kamerateam begleitet und die Doku war auch irgendwie geplant, das sie so schonungslos das Profi-Geschäft in der Bundesliga aufdeckt, hätte man zu Beginn sicher nicht sehen können. Irgendwie ist es eine gescheiterte Karriere von Thomas Broich, aber es freut mich, dass er sein Leben mittlerweile zum positiven gewandelt hat.

Der Film läuft seit 28. Juli in deutschen Kinos, wenn auch nur in kleinen. Mal schauen, wo ich ihn sehen kann.


Das Wunder von Bern

Das ist definitiv einer der Filme, die mich nie interessiert haben. Aber ich hab ihn im ARD-Sommerkino aufgenommen und da hab ich jetzt also auch geguckt und ich muss sagen, das der Film besser war als ich dachte. Die ersten 45 Minuten war der Film brilliant und dicht erzählt. Eine Kriegsheimkehrer-Familiengeschichte verbunden mit dem Großereignis des Weltmeistertitels für die Bundesrepublik Deutschland 1954. Erstaunlich auch, dass mich die Deutschtümelei eigentlich recht wenig gestört hat und sie auch nur dezent zur Geltung kam.

Es sind eher formale Gründe, die den bis dahin guten Film in der zweiten Halbzeit zu Boden ringen. Die handelnden Personen agieren zunehmend unmotiviert, Es gibt nicht nachzuvollziehende Handlungswendungen. Die Vielfalt der gesetzten Themen und Motive kann nicht angemessen fortgeführt werden – und die Overdubs/Synchronisation der Dialekt sprechenden Fußballer sind eher mittelmäßig gut. Ein Ärgernis.

Gut jedoch, ganz klar, die Authentizität mit der der Zeitgeist und die Zeit dargestellt wird. Das fand ich doch erfrischend detailreich. Das reicht natürlich nicht für einen sehr guten Film, aber wenn man die erste Stunde zugeschaut hat, dann kann man auch die zweite noch mitanschauen. Gefühlt geht das Spiel jedoch 2:3 (2:1) aus.

Meine Wertung: ★★★★★☆☆☆☆☆ 

Eine Insel namens Udo

Endlich hab ich es gestern mal wieder in Kino geschafft. Und es ist eine Komödie mit Kurt Krömer geworden, der ja seine Kurt-Krömer-Show an den Nagel gehängt hat, wobei ich vermute, dass dieser Film noch vorher abgedreht wurde. Kurt Krömer spielt einen unsichtbaren Kaufhausdetektiv – unsichtbar nicht wirklich, also er wird einfach immer übersehen. Das ist zumindest 20 Minuten lang urkomisch und echt eine tolle Idee, wenn sie so flott und charmant umgesetzt wird wie vom Regisseur Markus Sehr, dessen Langfilmpremiere dies ist.

Und auch das Drehbuch muss ich ausdrücklich loben, denn anundfürsich ist dieses Thema – und die verfängliche Liebe zur Hotelleiterin Jasmin (Fritzi Haberlandt), die ihn als einzige wahrnehmen kann – nicht viel Stoff für einen unterhaltsamen Abend im Kino. Aber als sich für Udo Gries (Kurt Krömer) die Wandlung zum Sichtbaren vollzieht gibt es auch nochmal einige Verwicklungen, die nur selten peinlicher Slapstick sind und meistens ins Bild einer gelungenen romantischen Komödie aus deutschen Landen passen.

Meine Wertung: ★★★★★★★★☆☆ 

Resturlaub

Hui, die letzte Tommy Jaud VErfilmung klingt noch in meinen Augen, oder so ähnlich. Oliver Pocher spielte die Hauptrolle in Vollidiot damals so schlecht, dass Tommy Jaud wohl Angst haben musste, jemals wieder ein Film- oder Fernsehrecht an einem seiner Bücher verkaufen zu können. Lediglich die Witz auf kosten des Mobilfunk-Vertriebs mit den Magenta-Punkten fand ich witzig. Vorahnung?

Jedenfalls gibt es nun eine zweite Verfilmung von Tommy Jaud. Glück für ihn, aber auch für uns Kinogänger? Schauen wir mal in den Trailer rein, den ich gar nicht so blöd finde.

Eine bessere Welt (Tatort)

Die 800. Tatort-Folge kam am Sonntag aus Frankfurt mit einem neuen Ermittlerteam (Nina Kunzendorf & Joachim Król) und einem großartigen Regisseur. Lars Kraum inszenierte einen tollen Krimi mit einer starken Frau, die auch attraktiv sein darf, und einem grummelnden Joachim Król, der in bester Simon Brenner Mannier eigentlich gar keine Lust hat sich mit jedem anzulegen, es dann aber doch tut.

Es ging um einen Verkehrsunfall bei dem der Sohn eines manisch Kranken umkommt, der eine Zeugin für die Täterin hält. Morbider Charme in der Großstadt Frankfurt. Mir hat das sehr gefallen.

Meine Wertung: ★★★★★★★★★☆ 

Über den Tatort schreiben natürlich viele – vor allem wenn er so gelungen ist. Eine Auswahl:
faz.net
spiegel.de
spiegel.de Interview mit hr-Intendantin

13 Semester

13 Semester ist keine Komödie, kein Liebes- oder Beziehungsfilm. Es ist eine Studenten-Coming-Of-Age-Geschichte, die sich auf das wesentliche beschränkt und das macht sie sympathisch.

Zum Studieren in eine fremde Stadt weit weg von zu Hause, dass ist der romantische Traum einer jeden Generation Abiturienten. Und Max Riemelt verkörpert genau das in 13 Semester. Ein Studium voller Ups und Downs, zwischen Schmetterlingen im Bauch und Verzweiflung.

Die Geschichte von 13 Semester bleibt dabei extrem real und doch unterhaltsam. Noch dazu spielt sie in meiner Studienstadt: Darmstadt.

Meine Wertung: ★★★★★★★☆☆☆ 

Almanya – Willkommen in Deutschland


Die Produzenten von Wer früher stirbt ist länger tot haben sich ein neues Projekt ausgesucht, das wirklich gelungen ist. Auf der Berlinale lief Almanya mit großen Erfolg und auch ich war heute in einer Vorpremiere, bei der auch die Regisseurin und Drehbuchautorin (die Schwestern Yasemin und Nesrim Samdereli) anwesend waren und im Anschluss dem Publikum Rede und Antwort standen.

Der Film war super. Heiter, emotional, ein wenig überladen, aber durchaus vielschichtig. Es zeigt eine türkisch-deutsche Familie authentisch, so wie es sie tausendfach in Deutschland gibt, mit Heimweh, Fernweh, aber auch im Hier und Jetzt. Das geht natürlich nicht ganz ohne Klischees und Vorurteile, ist aber doch unterhaltsames Familienkino, gant abseits von Ethno-Klamauk.

Absolute Kino-Empfehlung!

Meine Wertung: ★★★★★★★★☆☆