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Nichts ist besser als gar nichts

Jan Peters hat eine Dokumentation gedreht über Frankfurt, nein eigentlich über Arbeit oder vielmehr über die Menschen, die keine Lohn-Arbeit haben, und trotzdem in Frankfurt leben. Der Gegensatz zwischen den schimmernden Wolkenkratzern und Peters, der ein Experiment wagt und sich selbst ohne Geld mehrere Tage und Wochen als Mikro-Entrepreneur und Überlebenskünstler durchzuschlagen versucht, lernt sozusagen die Stadt von unten kennen.

Dabei nimmt er Ratschläge von Beratern, Lehrern und eben jenen Überlebenskünstlern entgegen. Und er lernt, was Armut und Barmherzigkeit wirklich bedeuten, jenseits von Sozialromantik. Klar, alternative Arbeitskonzepte und auch das Bedingungslose Grundeinkommen kommen zur Sprache. Aber auch metaphorische Arbeitsentwürfe, wie der (Zweit-)Beruf eines Imkers. Bienen sind das drittwichtigste Kulturtier in Deutschland (neben Rind und Schwein), sie sind verantwortlich für den Fortbestand eines Großteils der Landwirtschaft. Die Aufmerksamkeit für den Beruf des Imkers ist jedoch wesentlich geringer.

Meine Wertung: ★★★★★★★☆☆☆ 

What a man

Matthias Schweighöre ist ja ein schauspielerisches Ziehkind von Till Schweiger und der hat ja zuletzt als Autor (mit Co-Autor) und Regisseur (mit Co-Regisseur) so ziemlich alles an seinen Filmen selbst gemacht. Ja, und Matthias wollte da wohl nicht hinten anstehen. Auch er hat bei seinem neuen Film What a Man gleich mal Regie geführt (mit einem Co-Regisseur).

Gut, jetzt sind die Schweiger/Schweighöfer-Filme nicht unbedingt ein Hort von Kreativität und eher Unterhaltungskino, von daher muss man auch Abstrich an die eigene Erwartungshaltung machen. Und dann muss man sagen, geht die romantische Kindergarten-Freundschaft wird zur Liebe-Story gerademal noch so durch. Das Highlight ist eher wie sympathisch und erholsam Klischeefrei die Stadt Frankfurt als Kulisse inszeniert wird. Und auch Multikulturalität ist in dem Film zwar da, aber nie Thema. Diese Unaufgeregtheit fand ich doch sehr bemerkenswert, täuscht aber nicht so wirklich über die Schwächen in der Handlung hinweg.

Meine Wertung: ★★★★★☆☆☆☆☆ 

Eine bessere Welt (Tatort)

Die 800. Tatort-Folge kam am Sonntag aus Frankfurt mit einem neuen Ermittlerteam (Nina Kunzendorf & Joachim Król) und einem großartigen Regisseur. Lars Kraum inszenierte einen tollen Krimi mit einer starken Frau, die auch attraktiv sein darf, und einem grummelnden Joachim Król, der in bester Simon Brenner Mannier eigentlich gar keine Lust hat sich mit jedem anzulegen, es dann aber doch tut.

Es ging um einen Verkehrsunfall bei dem der Sohn eines manisch Kranken umkommt, der eine Zeugin für die Täterin hält. Morbider Charme in der Großstadt Frankfurt. Mir hat das sehr gefallen.

Meine Wertung: ★★★★★★★★★☆ 

Über den Tatort schreiben natürlich viele – vor allem wenn er so gelungen ist. Eine Auswahl:
faz.net
spiegel.de
spiegel.de Interview mit hr-Intendantin

Nichts ist besser als gar nichts

Kaum ist Jans Freundin weg, mit dem Flieger im Urlaub, stellt er fest, dass sie versehentlich seine Brieftasche mit dem Geld und der Scheckkarte mitgenommen hat. Um an Bares zu kommen, bietet er Reisenden an, sie gegen kleines Entgelt mit seiner Gruppenkarte in die Stadt zu transportieren. Gleich einer der ersten „Kunden“ ist ein waschechter Unternehmensberater, der ihm empfiehlt, aus der Not eine Tugend zu machen und ein Unternehmen als professioneller “freier Reisebegleiter” zu gründen.

Und los geht’s! Jan Peters’ hintergründig ironisch erzählter „Dokumentarfilm“ führt uns in die obskure Welt der Nebenjobs und der abenteuerlichen Geschäftsmodelle. Und das mitten in der Finanzmetropole Frankfurt. Wir begegnen Sorgenvollen und Beladenen, Gleichmütigen, Hoffnungsfrohen und solchen, die voller Mut, Solidarität und Kreativität einen Ausweg aus ihrem Schlamassel suchen. Dabei ist das ganze zwar authentisch abgefilmt, aber eher eine Mockumentary, denn ein Dokumentarfilm. Das ganze ist selbstverständlich fiktional – immerhin macht sich der Regisseur selbst zu Versuchsobjekt.

Eine ausführliche Rezension findet sich auch auf zeit.de.

Andere Meinungen:
e-stuttgart.org
kino-zeit.de
die-anstifter.de
pixlpop.de