Archiv für den Monat: März 2012

Fluch der Karibik – Fremde Gezeiten

Der vierte Teil der hauptsächlich vom leicht tuntigen Captain Jack Sparrow (Johnny Depp mal wieder mit viel Lidschatten) getragenen Filmreihe nimmt den Popcorn-Kino-Gänger mit auf eine Reise zum Jungbrunnen. Komisch, dass ich ihn nicht schon im Kino gesehen habe.

Als weiblicher Konterpart ist die schöne Penelope Cruz an Bord. Witzigerweise spielt sie im Rennen von zwei britischen und einem spanischen Expeditionskorps, die um das Erreichen des ewige Jugend verheißenden Tempel wetteifern, eine Britin und keine Spanierin. Nun gut.

Der Film bringt mal wieder ein reichlich belangloses Sujet auf Zelloloid, aber das mal gar nicht so schlecht. Im Grunde sind die Piraten der Karibik-Filme doch die modernen Indiana Jones Filme – Abenteuerfilme alten Schlages eben. Mit mehr oder weniger klaren Gut-Böse-Fronten und Screwball-Elementen, wohin man schaut. Ein Feuerwerk an Ideen ohne größeren Verve und eben perfekt umgesetzt, als das was es sein soll: anspruchsloses Kino zum Abschalten. Hört sich negativ an, ist aber gar nicht so gemeint. Ich vergebe mal 8 von 10 Sternen.

Das Lied in mir

Jessica Schwarz hatte ich ja nicht als soo wahnsinnig gute Schauspielerin in Erinnerung, aber in diesem fantastischen Film, spielt sie überragend.

Bei einem zufälligen Transitaufenthalt in Buenos Aires fällt der Leistungsschwimmerin Maria auf, dass sie ein spanisches Kinderlied kennt, obwohl sie kein Wort spanisch spricht. Nach und nach entspinnt sich ihre Geschichte rund um die Entführung ihrer Eltern von der argentinischen Militärdiktatur 1983.

Sie findet ihre Familie und die Darstellung der Unmündigkeit und Hilflosigkeit wird auch komplett ohne eine einzige Rückblende überdeutlich. Der Film geht definitiv unter die Haut und ist für mich ein Highlight des deutschen Kinos der letzten Jahre.

Meine Wertung: ★★★★★★★★☆☆ 

Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen

Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen ist dann doch eher nochmal für eine Kategorie jüngere Zuschauer gedacht als ich es angenommen hatte. Ich vermute die Zielgruppe hat eher Vorschulalter. Mh, und da muss man schon sagen, das ist dann ja etwas grenzwertig, den Film als Erwachsener zu bewerten.

Er ist natürlich unendlich voraussehbar und wenig überraschend und dadurch auch wenig lustig. Aber er ist gut gemeint und größtenteils auch recht gut umgesetzt. Ich fand ihn ehrlich gesagt nicht annähernd so lustig wie zum Beispiel ein Shrek oder Monster Inc., aber die Zielgruppe ist dort wohl auch nochmal ein Stück älter.

Ich gebe der Geschichte rund um den jungen Erfinder, der einen Maschine in den Himmel jagt, die Essen aus Wolken produzieren kann jedenfalls nur 6 Sterne.

Meine Wertung: ★★★★★★☆☆☆☆ 

Blind Side – Die große Chance

Die Blind Side ist die Stelle, die ein Quarterback beim Football nicht einsehen kann. Von dort wird er dann von der gegnerischen Defense attackiert. Fat Mike ist ein schwarzer Junge, der in Tennessee mit viel Glück auf eine Privatschule gehen darf, obwohl er keine wirkliche Familie mehr hat.

Als die weiße und sehr reiche Leigh Anne Tuohy (Sandra Bullock) dies erfährt, nimmt sie ihn in ihre Familie auf. Anfangs redet Mike nicht viel, und seine schulischen Leistungen sind unterirdisch, doch weil er dank seiner Statur ein so großartiger Verteidiger ist, der die Blind Side abdecken kann wie kein anderer, steht ihm eine große Karriere im Profi-Football bevor – doch das ist ihm selbst wohl am wenigsten bewusst.

Die Blind Side ist natürlich darüber hinaus auch die Seite der amerikanischen Gesellschaft, vor der die weiße Oberschicht so gerne ihre Augen schließt. Leigh Anne versucht den Ort kennenzulernen, an dem Mike großgeworden ist. Das ist natürlich prima Gutmenschenkino irgendwie von der übelsten Sorte. Selbst der Junkie-Haushalt, in dem Mike echte Mutter lebt wirkt irgendwie reinlich und Leigh Anne,kann sich auch quasi ohne Probleme zu bekommen im übelsten örtlichen Ghetto bewegen. Klar, wer die Nase so gepudert hat, braucht nur Selbstbewusstsein und alle Kleinkriminellen kuschen.

Aber der Film ist gut gemacht, ich will ihm auch eine gute Absicht zu gute halten. Ob es jetzt so erstrebenswert ist Footballstar zu werden, und ob es nicht doch sinnvoller wäre die gesellschaftlichen Probleme als Ganzes beheben zu wollen, anstatt einem Einzelnen zu helfen, lasse ich auch mal Beiseite. Wenn man diese Befindlichkeiten also weglässt, ist der Film handwerklich perfekt gemacht und ganz ansehnlich. Ich vergebe mal gerade noch so 7 Sternchen.

Meine Wertung: ★★★★★★★☆☆☆ 

Waltz with Bashir

Waltz with Bashir ist ein Filmexperiment. Es ist der ganz persönliche Versuch ein Trauma aufzuarbeiten. Regisseur Ari Folman war Soldat der israelischen Armee die in den 1980ern in den Libanon einmarschierte als dort ein Bürgerkrieg tobte. Doch ihm fehlt die Erinnerung an die Ereignisse.

Davon ausgehend, dass diese Erlebnisse doch irgendwie da gewesen sein müssen, macht er sich auf die Suche nach seinen ehemaligen Gefährten, um die Ereignisse zu rekonstruieren. Natürlich hat er schreckliche Dinge gesehen. Den Film überzeichnet er in einer Art realistischen Comic-Form.

Natürlich ist eine solche Kriegsdokumentation nichts für Zartbesaitete. Der Film ist höchst emotional und beschreibt teilweise Dinge, die man wohl ohne den Comic-Filter so nicht hätte erzählen können. Das ist ein großartiger Schachzug weit über eine Filmästhetik hinaus. Ein wirklich eindrucksvoller Film.

Meine Wertung: ★★★★★★★★★☆