Schlagwort-Archive: Deutschland

Almanya – Willkommen in Deutschland


Die Produzenten von Wer früher stirbt ist länger tot haben sich ein neues Projekt ausgesucht, das wirklich gelungen ist. Auf der Berlinale lief Almanya mit großen Erfolg und auch ich war heute in einer Vorpremiere, bei der auch die Regisseurin und Drehbuchautorin (die Schwestern Yasemin und Nesrim Samdereli) anwesend waren und im Anschluss dem Publikum Rede und Antwort standen.

Der Film war super. Heiter, emotional, ein wenig überladen, aber durchaus vielschichtig. Es zeigt eine türkisch-deutsche Familie authentisch, so wie es sie tausendfach in Deutschland gibt, mit Heimweh, Fernweh, aber auch im Hier und Jetzt. Das geht natürlich nicht ganz ohne Klischees und Vorurteile, ist aber doch unterhaltsames Familienkino, gant abseits von Ethno-Klamauk.

Absolute Kino-Empfehlung!

Meine Wertung: ★★★★★★★★☆☆ 

Poll

Vorschau von Poll gesehen. Vielleicht erwarte ich mir jetzt nach dem Klasse-Film Das weisse Band zuviel. Aber die Vorkriegs-/ Kaiserendzeit in Norddeutschland ist offensichtlich ein reizvolles Szenario für die deutsche Filmförderung. 😉

Jedenfalls kommt der Film am heutigen Donnerstag (3.Februar in die Kinos) und obwohl ich trotz Vorschau nicht so ganz verstanden hab worum es geht (also ganz ähnlich wie in Das weisse Band), bin ich zuversichtlich, dass ich auch diesen filmisch umgesetzten Klassenkampf zu schätzen weiß, wenn die Liebesgeschichte den Film nicht ruiniert.

Und weil es um das Baltikum geht … auch estland.blogspot.com schreibt über den Film und da ist ja Dr. Axel Reetz, dessen Publikationen mich bei meiner Magisterarbeit über die Parteiensysteme des Baltikums massgeblich unterstützt haben, als Blogger aktiv. Einen Gruß geht also an dieser Stelle nach Riga.

Andere Blog-Kommentare:

Das weisse Band – Eine deutsche Kindergeschichte

Endlich bin ich dazu gekommen, den neusten deutsch-sprachigen Oscar-Preisträger mal näher zu begutachten. Und ich bin begeistert: Hier stimmt einfach alles.

Komposition in Schwarz-weiß mit profaner butaler Bildsprache, gediegenes Erzähltempo, in ein enges Korsett gezwängte Schauspieler, die ihre Sache wirklich extrem gut machen und eine Geschichte, die verwirrend ist, weil man sie nie so recht verstehen, in unsere emotionale Weltsicht übertragen kann. Der großartige Michael Haneke (Benny’s Video, Funny Games, Der siebente Kontinent, Wolfzeit) inszeniert ein protestantisches Dorf in seinen archaisch-chauvinistischen Herrschaftsstrukturen kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges in nüchterner Klarheit.

Ohne dass der Film oberflächlich übergewalttätig daher kommt, zeigt er eine Brutalität der Vorweltkriegsgesellschaft, die stets und bis aufs äußerste kaschiert wird. Niemanden der Charaktere trifft dann dem entsprechend am Ende des Films der Ausbruch des ersten Weltkriegs so wirklich. Schlimmer kann es nicht werden und jeder hofft auf Veränderung.

Die Erzählperspektive aus dem Off ist übrigens auch ein geschickter Schachzug. Der nahezu sanftmütige wenn auch nicht allzu intellektuelle Lehrer berichtet, ohne überall dabei gewesen zu sein. So wirkt das ganze im Nachhinein wie ein hilfloser Erklärungsversuche. Wie es alles so dazu kommen konnte, mit den Kriegen und der Diktatur in Deutschland.

Meine Wertung: ★★★★★★★★★★ 

Deutschland 09 – 13 kurze Filme zur Lage der Nation

Es gibt wohl wenig deutsche Filme, die mit so großem Anspruch gedreht werden und beim Feulliton so derart durchgefallen sind wie Deutschland 09. Katastrophal waren die Kritiken, geradezu vernichtend. Weil der Film mit den 13 Episoden sich nicht einordnen lassen will, ein Experiment geblieben ist. 13 Regisseure sind der Star, jeder dreht einen 9-minütigen Kurzfilm, ohne Zusammenhang mit den anderen. Es eint allein das Thema: Deutschland im Jahr 2009.

Es ist zudem das letzte Lebenszeichen vom österreicher Hans Weingartner. Einem meiner Lieblingsregisseure seit seinem ersten Langfilm Das weiße Rauschen (Die fetten Jahre sind vorbei, Free Rainer), in dem er es schafft, dass selbst Daniel Brühl eine spannende Figur mimt. Zu Deutschland 09 hat er die wohl beste Episode beigesteuert. Er zeichnet die unfassbaren Ermittlungen gegen Andrej Holm, weil er angeblich Mitglied einer Terrorzelle sein soll. Der Verdacht beruht allein auf Informationen die das BKA gegooglet hat!!! Die ganze Geschichte ist authentisch, man hat im Vorgeworfen zugang zu Bibliotheken zu haben(!) – er war wissenschaftlicher Angestellter an einer Universität – und man hat ca. 4.000 Personen observiert wie zu guten alten Stasi Zeiten. Bedrückend, in nur 9 Minuten geschildert. So ist Deutschland 09.

Meine Wertung: ★★★★★★★☆☆☆ 

Siehe auch:
annalist.noblogs.org

Wir sind die Nacht

Wir sind die Nacht ist ein deutsches Vampir-Liebesdrama von Regisseur Dennis Gansel („Die Welle“), das diese Woche gestartet ist und eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von Wolfgang Hohlbein ist. Ein deutscher Vampirfilm? Noch dazu mit guten Kritiken?

Traurigerweise jedoch startete Wir sind die Nacht nur mit 40.000 Zuschauern in 249 Kinos und verpasste damit den Einstieg in die Top Ten der Kinocharts. Das ist natürlich schade. Ich will ihn mir auf jeden Fall noch anschauen.

Max Riemelt ist auch wieder dabei. Der hat ja zuletzt in 13 Semester als Darmstädter Student geglänzt. Und bei der 3sat-Mini-Serie Im Angesicht des Verbrechens als deutsch-russischer Jung-Polizist ist er auch dabei.

Die kommenden Tage

Oh, Wahnsinn! Das ist mal ein deutscher Film auf den ich mich freue. Eine deutsche Dystopie (da fällt mir ein ich muss noch Wolfszeit von Haneke schauen) mit August Diehl. Und Wir sind Helden im Trailer. Cool.

Brennende Autos, fliegende Zeppeline. Mein Film. Filmstart der UFA-Produktion ist schon am 4.11.2010 – hab ich was verpasst?

Jud Süß – Film ohne Gewissen – Sodom & Gomorrha

Auweia, der Spiegel schreibt über den neuen Skandalfilm Jud Süß – Film ohne Gewissen, der am 23.09. also am Donnerstag startet: „Hier regiert die entschuldigende Sicht des Sexualtherapeuten.“ Der film sei zwar keineswegs anti-semitisch, aber die destruktive Kraft allein anhand der Sexualität zu demonstrieren, eben nur den Eros von Macht und Verführung zu beschreiben, das ist bestenfalls zuwenig. „Fellatio und Faschismus – derart erotoman reduziert hat noch niemand die Wirkungszusammenhänge im Dritten Reich beleuchtet.“

Goethe!

Ich weiß zwar nicht, wieso da ein Ausrufezeichen steht, aber der deutsche Film Goethe ist jetzt der einzige unter denen im aktuellen Trailerbereich, der mich wirklich interessiert. Moritz Bleibtreu in einer Nebenrolle und Miriam Stein sieht zumindest im Trailer nach einer verzückenden Lotte aus.

Ich bin gespannt, ob die Leiden des jungen Goethe stilvoll in Kinobilder umgesetzt werden konnten.

Meine Wertung: ★★★★★★★★☆☆