Schlagwort-Archive: Gewalt

Waltz with Bashir

Waltz with Bashir ist ein Filmexperiment. Es ist der ganz persönliche Versuch ein Trauma aufzuarbeiten. Regisseur Ari Folman war Soldat der israelischen Armee die in den 1980ern in den Libanon einmarschierte als dort ein Bürgerkrieg tobte. Doch ihm fehlt die Erinnerung an die Ereignisse.

Davon ausgehend, dass diese Erlebnisse doch irgendwie da gewesen sein müssen, macht er sich auf die Suche nach seinen ehemaligen Gefährten, um die Ereignisse zu rekonstruieren. Natürlich hat er schreckliche Dinge gesehen. Den Film überzeichnet er in einer Art realistischen Comic-Form.

Natürlich ist eine solche Kriegsdokumentation nichts für Zartbesaitete. Der Film ist höchst emotional und beschreibt teilweise Dinge, die man wohl ohne den Comic-Filter so nicht hätte erzählen können. Das ist ein großartiger Schachzug weit über eine Filmästhetik hinaus. Ein wirklich eindrucksvoller Film.

Meine Wertung: ★★★★★★★★★☆ 

There will be blood

Endlich bin ich dazu gekommen Paul Thomas Andersons neuesten *räusper* Film zu schauen. Bisher waren alle seine Filme ja großartig. Ob seine Milieustudie der Pornoindustrie im Umbruch zum Distributionsmedion Videokassette Boogie Nights, dem bombastisch aufgeblähten Episodenfilm Magnolia, der dramatischen Komödie Punch-Drunk Love, mit einem großartigen Adam Sandler (sic!) … und dann kam 2007 also There will be blood, der auch 2 Oscars bekommen hat.

Daniel Day-Lewis spielt einen gewissenlosen Öl-Prospektor in den ersten Tagen der Entstehung der vielleicht wichtigsten Industrie der Moderne. Ein wahrhaft schmutziges Geschäft, in vielerlei Hinsicht. Der Prospektor verliert seinen eigenen Sohn an sein Geschäft und seine Skrupellosigkeit. Und dann ist der noch der neue radikale Evangelismus, den er sich in Persona eines schmächtigen jugendlichen Laien-Predigers zum Feind macht.

Da ringen zwei Teufel um die Zukunft Amerikas. Und so wie beide gewinnen, verlieren sie doch zugleich. Alles.

Meine Wertung: ★★★★★★★★★☆ 

Gran Torino

Clint Eastwood ist ein Fuchs. Als Schuspieler viel zu oft ein harter Kerl, macht er als Regisseur am Ende seiner Karriere einige der einfühlsamsten Filme Hollywoods der letzten Jahre.

Da gehört auch Gran Torino dazu. Ein Fremdenfeindlichkeitsdrama mit all den differenzierten Grautönen, die man sich wünscht. L.A. Crash war das letzte Meisterwerk, dem ähnliches gelang. Ein alternder MAnn ohne Familie umgeben von zugezogenen Asiaten, voller Hass und Selbstsicherheit, lernt die Welt noch einmal von einer ganz anderen Seite kennen. Denn Probleme, und speziell die mit Bandenkriminalität und Gewalt, die haben auch die Bedroher selbst.

Meine Wertung: ★★★★★★★★★☆ 

Kriegerin

Nachdem ich vor kurzem den Producer des Films Kriegerin kennenlernen durfte, will ich das gute stück, den ich noch nicht gesehen habe zumindest mal mit seinem ersten Trailer vorstellen. Der Film lief jetzt beim Filmfest in München in der Premiere und ist etwas gewalttätig, das sei vorab gesagt. Dargestellt wird die „Karriere“ eine Neonazistin in einer Kleinstadt, irgendwo im Osten Deutschlands – wobei das auch leicht in den Westen übertragbar gewesen wäre. Dass aber auch vor einem solchen Setting eine komplexe Milieu- und Charakterstudie möglich ist, deutet der Trailer jedenfalls schon an.

Ich hoffe, ich kann den Film im Kino sehen und muss nicht bis zum Versenden des Films als Kleines Fernsehspiel im ZDF warten. Achja, und Hauptdarstellerin Alina Levshin hat schon in dem großartigen ARD-Fernseh-10-Teiler Im Angesicht des Verbrechens eine super Figur gemacht.
Link zur Website

No country for old men

Wenn die Coen-Brüder rufen, dann kommen die Stars Hollywoods zusammen und feiern eine filmische Party. Seit dem großartigen Fargo sind die beiden Joal und Ethan über jeden Zweifel erhaben. Und mit No country for old men haben sie 2008 einen Oscar-Regen ausgelöst, der auf sie niedergegangen ist.

Weil der Film sehr brutal sein sollte, habe ich bisher immer einen Bogen darum gemacht und nun erst kürzlich mal reingeschaut. Und ich muss sagen, die Ästhetik der beiden, die Passion Filmgenres auseinanderzunehmen und neu zu einzusortieren, ist schon sehr faszinierend. Insbesondere die Anspielungen des Plots an klassische Western, lange Verfolgungsjagden zwischen Bösen und Bösen. Das Gute, das wie in einer Parallelgesellschaft lebt, aber nicht eingreifen kann. Und dort, wo es kein Glück gibt. Das ist alles so unfassbar gut gezeichnet, da kann man nur gratulieren … und wenn’s brutal wird ein wenig weggucken.

Meine Wertung: ★★★★★★★★☆☆