Archiv der Kategorie: Deutscher Film

Bibi & Tina (2020)

Bibi & tinaBibi & Tina sind wieder da. Nach vier Kinofilmen, die zwischen 2014 und 2017 erschienen sind, allesamt von Detlev Buck produziert, hat man zwar einmal den kompletten Cast ausgetauscht, doch die markante Farbsättigung, die schon fast ein Markenzeichen dieser Franchise war, ist immer noch da. Das liegt daran, dass Detlev Buck auch bei diesem Bibi & Tina-Projekt die Zügel in der Hand hält. Diesmal erscheint die Serie allerdings nicht im Kino, sondern exklusiv bei Amazon Prime.

Klar, auch meine Töchter mussten sich erst einmal an die neuen Schauspieler gewöhnen. Lina Larissa Strahl und Lisa-Marie Koroll waren als Bibi & Tina für die Filme schon sehr gut gecastet. Aber nach einigen Folgen ist auch die neue Besetzung glaubwürdig. Was den jungen Zuseher viel mehr zu stören scheint, sind die Cliffhanger am Ende jeder Folge. Das ist tatsächlich eine Umgewöhnung. Und die Jungs, vor allem Alex (a.k.a. Alexander von Falkenstein) und Freddy wirken sehr knabenhaft.

Ansonsten passiert das, was man schon aus den Geschichten rund um die beiden Pferdemädchen kennt. Es wird geritten, es gibt Geldprobleme, ein (bzw. mehrere) mysteriöser Fremder kommt in den Ort (Chico aus Spanien). Es wird ein Plot geschmiedet, rund um den Grafen, der wie immer der Welt ein wenig entrückt ist.

Was mich ganz besonder freut, ist, dass man auch Peter Plate wieder für den Soundtrack gewinnen konnte. Der ehemaliger Sänger der Band Rosenstolz hatte schon bei den Filmen die musikalische Leitung in den Händen und hat dafür gesorgt, dass es einen poppigen abwechslungsreichen Sound gab. Das macht Sinn, weil die Bibi & Tina Franchise ein wenig an das Musical-Genre angelehnt ist. Es wird viel gesungen, und dann sollte die Qualität der Songs schon auch gut sein.

Bibi & Tina – Die Serie ist exklusiv bei Amazon Prime erschienen und hat in der ersten Staffel 10 Folgen á ca. 30 Minuten.

Meine Wertung: ★★★★★★★★☆☆ 

Bibi & Tina (2020–)
Bibi & Tina poster Rating: N/A/10 (N/A votes)
Director: N/A
Writer: Detlev Buck
Stars: Katharina Hirschberg, Harriet Herbig-Matten, Franziska Weisz, Richard Kreutz
Runtime: N/A
Rated: N/A
Genre: Adventure, Comedy, Family
Released: 03 Apr 2020
Plot: Live-action series based on the adventures of a teenage witch named Bibi and her best friend, Tina.

Das Lied in mir

Jessica Schwarz hatte ich ja nicht als soo wahnsinnig gute Schauspielerin in Erinnerung, aber in diesem fantastischen Film, spielt sie überragend.

Bei einem zufälligen Transitaufenthalt in Buenos Aires fällt der Leistungsschwimmerin Maria auf, dass sie ein spanisches Kinderlied kennt, obwohl sie kein Wort spanisch spricht. Nach und nach entspinnt sich ihre Geschichte rund um die Entführung ihrer Eltern von der argentinischen Militärdiktatur 1983.

Sie findet ihre Familie und die Darstellung der Unmündigkeit und Hilflosigkeit wird auch komplett ohne eine einzige Rückblende überdeutlich. Der Film geht definitiv unter die Haut und ist für mich ein Highlight des deutschen Kinos der letzten Jahre.

Meine Wertung: ★★★★★★★★☆☆ 

Metropolis

Ich glaube ja die Leistung von Fritz Lang lässt sich aus heutiger Sicht eigentlich gar nicht mehr bewerten. Der erste wirkliche Science Fiction, der erste Film seiner Art – bombastisch, gigantisch und ein Riesen-Flop an der Kino Kasse. Der teuerste Film der bis dahin jemals gedreht wurde, vor einer Wahnsinnskulisse wie sie die Macher von Das fünfte Element und Blade Runner offensichtlich nicht besser ersinnen konnten.

Doch nach dem Flop in den Kinos, wurde der Film neu geschnitten, ein Großteil des 600 Kilometer Filmmaterials (350 Stunden) ging komplett verloren und davon tauchte ein Teil vor wenigen Jahren in einem Filmarchiv in Argentinien wieder auf. Die nun restaurierte Fassung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung war vor Kurzem im Unikino bei uns zu sehen. Der Film wirkt wie ein Theaterstück, und gar nicht so, als sei er 85 Jahre alt. 85 Jahre(!), unglaublich.

5 Millionen Reichsmark kostete der Film, zwang die ufa in Berlin fast in den Ruin. Sie wurde aufgekauft von Alfred Hugenberg, den wichtigsten industriellen Wegbegleiter der Nationalsozialisten. Der Film scheitert also auch im Realen, sowie auch im künstlerischen. Fritz Lang will alles, und kann doch nichts zu Ende führen. Bourgeoisie, Sozialdemokraten, Christen – jede Volksgruppe bekommt Motiv-Fetzen hingeworfen, doch die kitschige Versöhnung aller Konflikte, das konnte auch 1927 niemanden überzeugen. Dennoch: Metropolis ist der wichtigste Film der deutschen Filmgeschichte. Das muss man gesehen haben.

Meine Wertung: ★★★★★★★★★★ 

Nichts ist besser als gar nichts

Jan Peters hat eine Dokumentation gedreht über Frankfurt, nein eigentlich über Arbeit oder vielmehr über die Menschen, die keine Lohn-Arbeit haben, und trotzdem in Frankfurt leben. Der Gegensatz zwischen den schimmernden Wolkenkratzern und Peters, der ein Experiment wagt und sich selbst ohne Geld mehrere Tage und Wochen als Mikro-Entrepreneur und Überlebenskünstler durchzuschlagen versucht, lernt sozusagen die Stadt von unten kennen.

Dabei nimmt er Ratschläge von Beratern, Lehrern und eben jenen Überlebenskünstlern entgegen. Und er lernt, was Armut und Barmherzigkeit wirklich bedeuten, jenseits von Sozialromantik. Klar, alternative Arbeitskonzepte und auch das Bedingungslose Grundeinkommen kommen zur Sprache. Aber auch metaphorische Arbeitsentwürfe, wie der (Zweit-)Beruf eines Imkers. Bienen sind das drittwichtigste Kulturtier in Deutschland (neben Rind und Schwein), sie sind verantwortlich für den Fortbestand eines Großteils der Landwirtschaft. Die Aufmerksamkeit für den Beruf des Imkers ist jedoch wesentlich geringer.

Meine Wertung: ★★★★★★★☆☆☆ 

Kriegerin

Zufällig habe ich vor einem guten halben Jahr den Produzenten von einem Film kennengelernt, der diese Woche, am Donnerstag den 19.1. in die Kinos kommt. Leider muss man fast sagen, hat der Film eine traurige Aktualität, denn es geht um Neonazis. Das ist natürlich vor dem Hintergrund der NSU eine große Hausnummer, deren ein Film der eigentlich einen ganz anderen Fokus hatte, niemals Herr werden kann.

Eigentlich ist es ein kleines Drama, das hier in den Vordergrund gerückt wird. Es ist eine Milieustudie rund um die junge Neo-Nationalsozialistin Marisa (Alina Levshin – Im Angesicht des Verbrechens). Ich bin sehr gespannt, wie der Film sein wird – am Sonntag gibt es hier in Darmstadt ein Autorenkino-Vorstellung mit Regisseur David Wnendt und auch Alina Levshin wird glaube ich dabei sein und nach der Vorführung stehen die beiden noch Rede und Antwort.

Krabat

Für mich war KRabat vor drei JAhren eine der Überraschung des deutschen Films. Für mich ist Krabat ein grandioser Film. Mit einer niemals ins lächerliche oder unglaubwürdige abrutschenden düsteren Filmästhetik, lässt der Film eine lausitzische Mystik auferstehen, die ich so niemals in Deutschland erwartet hätte.

Dabei geht Regisseur Marco Kreuzpaintner niemals auf Schockeffekte ein, sondern behält immer das große Ganze, die Athmosphäre im Blick. Noch dazu ist das Who-is-who der deutschen Jungschauspieler engagiert worden: Daniel Brühl, David Kross, Robert Stadlober. Das sind genau die Filme, die für mich die gesteigerte Qualität des deutschen Kinos symbolisieren. Vor 8 Jahren wäre dieses Thema noch ins Märchenhafte verkitscht worden.

Meine Wertung: ★★★★★★★★☆☆ 

Offroad

Regisseur Elmar Fischer kenne ich noch von seinem aller ersten Film Fremder Freund, in dem er eindrucksvoll versucht nachzuvollziehen, wie das so gewesen wäre, wenn man mit einem der Attentäter des 11.09. damals an der Uni Hamburg-Harburg befreundet gewesen wäre. Mit ihm auf Partys gegangen und die gleichen Frauen geliebt hätte. Wirklich eine absolute Top-Empfehlung.

Nun, hat er also auch seinen ersten Kino-Erfolg. Und da der Film mit Nora Tschirner ist, war das ja irgendwie erwartbar, dass er sein Publik (respektive mich) findet. Die spießige Meike Pelzer (Nora Tschriner), Junior Chefin des Familienbetriebs für Rasenmäherfangsäcke, will mal etwas verrücktes machen und ersteigert einen großen Geländewagen bei einer Auktion vom Zoll. Dass da 50 Kilo Kokain drin lagern erfährt sie erst, als ihr einige Kleinganoven auf der Spur sind. Gottseidank findet sie in Salim (Elyas M’Barek) einen Vertrauten mit Potential auf mehr, mit dem sie nach Berlin reist und dort den Stoff verscherbeln will. Eine Mammut aufgabe für eine Frau in Blümchen-Bluse.

Das ist keine ganz große Kinokunst, aber meist witzig und unterhaltsam. Und von mir gibt es dafür gute 7 Sternchen.

Meine Wertung: ★★★★★★★☆☆☆ 

Soul Kitchen

Fatih Akin und Adam Bousdoukos haben da zusammen einen Arthouse Film zusammengestellt, der von Drehbuch und von der Mache in nichts den großen Arthouse Filmen aus anderen europäischen Staaten nachsteht. Es ist eine Multi-Kulti-Geschichte, in der ohne Klischees (und diesmal meine ich das auch so) die Geschichte vom etwas einfältigen Zinos erzählt wird, der in einer Hafenbaracke das Restaurant „Soul Kitchen“ betreibt.

Das ist dramatisch und manchmal witzig, herzzerreißend und halsbrecherisch. Besetzt mit zahlreichen türkischen und griechischen Schauspielern, sowie Größen des deutschen Films wie Peter Lohmeyer, Udo Kier und Wotan Wilke Möhring in Nebenrollen. Und ganz nebenbei hat man mal die halbe Crew vom Großstadtrevier inklusive Jan Fedder miteingebunden. Mal wieder ein echter Heimatfilm, da wo man ihn gar nicht erwartet – voller Soul.

Meine Wertung: ★★★★★★★★☆☆ 

Sonnenallee

Ein echter Klassiker des deutschen Kinos kommt auf die Online-Plattform Youtube. Delphi Film bringt den Film bis zum 31.12.2011 in voller Länge (mit Werbeunterbrechungen) auf die digitale Heimleinwand.

Dass Leander Haußmann einer meiner Lieblingsregisseure aus Deutschland ist, muss ich niemanden mehr erzählen. Ich empfehle immer die TV-Verfilmung von Kabale und Liebe – großartig. Aber auch Sonnenallee ist ein großartiges Monument des deutschen Pop-Kinos. Und ja er ist verharmlosend (auch im Vergleich zum Buch, das später erschienen ist), er enhält sogar Surreales, wie Thomas Brussig dies auch immer wieder als Element seiner Storys verwendet. Aber mit den Menschen Ostdeutschlands geht der Film – wie ich finde – sehr würdevoll um. Er zeichnet ein menschliches Bild, ja es hat dort auch Menschen gegeben, mit Gefühlen, die denen in Westdeutschland gar nicht so unähnlich gewesen sein sollen, nicht nur Opfer und Täter einer Diktatur.

Also anschauen. Ein Stück filmische Zeitgeschichte.

Meine Wertung: ★★★★★★★★★☆ 

What a man

Matthias Schweighöre ist ja ein schauspielerisches Ziehkind von Till Schweiger und der hat ja zuletzt als Autor (mit Co-Autor) und Regisseur (mit Co-Regisseur) so ziemlich alles an seinen Filmen selbst gemacht. Ja, und Matthias wollte da wohl nicht hinten anstehen. Auch er hat bei seinem neuen Film What a Man gleich mal Regie geführt (mit einem Co-Regisseur).

Gut, jetzt sind die Schweiger/Schweighöfer-Filme nicht unbedingt ein Hort von Kreativität und eher Unterhaltungskino, von daher muss man auch Abstrich an die eigene Erwartungshaltung machen. Und dann muss man sagen, geht die romantische Kindergarten-Freundschaft wird zur Liebe-Story gerademal noch so durch. Das Highlight ist eher wie sympathisch und erholsam Klischeefrei die Stadt Frankfurt als Kulisse inszeniert wird. Und auch Multikulturalität ist in dem Film zwar da, aber nie Thema. Diese Unaufgeregtheit fand ich doch sehr bemerkenswert, täuscht aber nicht so wirklich über die Schwächen in der Handlung hinweg.

Meine Wertung: ★★★★★☆☆☆☆☆